Remix. Die Sammlung neu sehen

Remix. Die Sammlung neu sehen

REMIX
Die Sammlung neu sehen

Von Christoph Grunenberg, Dorothee Hansen und Eva Fischer-Hausdorf

 

Neu gemischt
Unter dem Begriff „Remix“ wird ursprünglich die Neumischung eines vorhandenen Musikstücks verstanden. Dies kann durch Weglassen oder Hinzufügen einzelner Tonspuren, Veränderung der Geschwindigkeit oder Umgewichtung der Lautstärken bis hin zur vollständigen Neuzusammensetzung des Originalmaterials geschehen. Beim Remixen entsteht ein neues eigenständiges Werk durch die kreative Neuordnung des Bestehenden. Diese Strategie liegt auch der neuen Präsentation der Sammlung der Kunsthalle Bremen zugrunde.

Aufgrund der positiven Resonanz und der regen Nachfrage beim Publikum haben wir beschlossen, einen reich illustrierten Sammlungskatalog herauszugeben, der diese Inszenierung der eigenen Bestände in ihrer neuen Konzeption und Struktur nachzeichnet. Die vorliegende Publikation gibt einen Einblick in die aktuelle Gestaltung der Galerie und stellt eine breite Auswahl von 284 Gemälden, Skulpturen, Fotografien und Installationen vor. Kurze Einführungstexte zu historischen Epochen oder zeitübergreifenden Themenräumen gliedern die Werkauswahl und spiegeln den Rundgang durch die neue Hängung. Zahlreiche Raumaufnahmen dokumentieren darüber hinaus die Gestaltung einzelner Säle. Die ausgewählten Werke, die durch kurze Kommentare prägnant erläutert werden, zeigen nicht nur die Highlights der Sammlung, sondern auch kaum bekannte Neuentdeckungen aus dem Depot.

34 Freunde müsst Ihr sein!
Ergänzt wird dieses Buch durch eine informative Chronologie zur Geschichte des Kunstvereins in Bremen. Die langjährige Tradition des Kunstvereins ist auch für die Sammlungspräsentation ein wichtiger Bezugspunkt. 1823 wurde der Verein von 34 Kunstfreunden gegründet, um „den Sinn für das Schöne“ zu fördern. Damit begann eine außerordentliche Erfolgsgeschichte: Mittlerweile hat der Verein mehr als 10 000 Mitglieder. Bis heute ist er auch Träger der Kunsthalle Bremen. Bereits im Jahr 1849 eröffnete der Kunstverein seinen ersten Museumsbau, der zuletzt 2011 für die ständig wachsende Sammlung erweitert wurde. Ursprung und Herzstück der Sammlung ist das Kupferstichkabinett mit über 200 000 Arbeiten auf Papier. Hinzu kommen Gemälde, Skulpturen und Installationen in den unterschiedlichsten Medien vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart. Zahlreiche bürgerliche Unterstützer und Stifter haben die vielfältige Sammlung durch Geschenke und Vermächtnisse gefördert. Diese Tradition ist weiterhin lebendig, und so stellt Remix auch erstmals eine Reihe wichtiger Neuerwerbungen vor, darunter raumfüllende Installationen und Auftragsarbeiten.

 

Den Kanon hinterfragen
Im Sinne eines Remixes bietet die Neukonzeption der Dauerausstellung die Gelegenheit, bekannte Werke anders zu sehen, überraschende Begegnungen zu arrangieren und kritische Fragen zu stellen. Sie ist eine Chance zur Auseinandersetzung mit dem geltenden Kanon: Welche Werke haben seit Jahrzehnten ihren Platz in der Galerie behauptet, welche wurden ins Lager verbannt? Welche kunstgeschichtlichen Rangordnungen oder kuratorischen Moden prägten die bisherige Präsentation? Dabei wurden überraschende Entdeckungen im Depot gemacht und durch ungewöhnliche Gegenüberstellungen vertrauten Werken neue Bedeutung gegeben. Bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler, regional und international bedeutende Arbeiten treten in einen anregenden Dialog. Remix demonstriert damit eindrucksvoll die große Bedeutung der Sammlungsbestände: Sie bilden ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Werken, Medien und Ideen, die unendliche Kombinationsmöglichkeiten und Erkenntnisse bieten.

Große Themen
Die Sammlungspräsentation und dieser Katalog folgen einer grundsätzlich chronologischen Struktur, die durch verschiedene „Erzählungen“ programmatisch ergänzt wird. Sie verknüpft eine regionale Perspektive und gewachsene Sammlungsgeschichte mit dem Weltgeschehen und schlägt dabei den Bogen im Sinne einer „globalen Geschichte“ vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Im Zentrum steht die lange Geschichte der Stadt Bremen und des Museums, die durch Handel, Emigration, kulturellen Austausch und Strukturwandel geprägt wurde – diesem Thema ist der Mittelsaal gewidmet, der gleichzeitig als Forum funktioniert. Die regionale Geschichte soll dabei in den Kontext von globalen Zusammenhängen gestellt werden, um so transnationale Verflechtungen wie auch thematische Kontinuitäten offenzulegen. Diese zeigen sich in den Themenräumen, die um den Mittelsaal gruppiert sind. Es geht in ihnen um Glauben und Krieg, Welthandel und Kolonialismus, Natur und Globalisierung – Fragen, die die Menschen seit Langem bewegen. Kunstwerke aus sechs Jahrhunderten spiegeln ihre ungebrochene Aktualität.

Dank
Die vollständige Revision der Sammlung, die Vorbereitung der Vermittlungstexte sowie die aufwendige Installation der Werke in den Galerieräumen waren eine gewaltige Herausforderung. Ganz besonders danken wir deshalb unseren Unterstützern, ohne deren großzügige finanzielle Zuwendungen die neue Sammlungspräsentation und dieses Buch nicht hätten realisiert werden können. Das gesamte Team der Kunsthalle und alle Abteilungen des Hauses – Kuratorinnen, Restauratorinnen, Museumspädagogik, Registrare, Haus- und Medientechnik, Sammlungsverwaltung, Presse-, Marketing- und Sponsoringabteilungen, unterstützt von Florian Pfeffer und seinem Gestaltungsbüro one/one sowie einem engagierten externen Hängeteam – haben dazu beigetragen, dass dieses Projekt erfolgreich realisiert werden konnte. Ihnen allen sei ganz herzlich gedankt.

Ein Museum für alle
Die Kunsthalle Bremen versteht sich als Begegnungsort für alle. Die Neuhängung der Sammlung hat das Ziel, die Galerieräume zu einem Ort des Austauschs, der Inspiration und des Lernens für die Bevölkerung in ihrer gesamten Breite zu machen. Daher wurden ein breites Angebot an informativen Vermittlungstexten sowie Kommentare zu fast allen Werken entwickelt, die auch in englischer Sprache zur Verfügung stehen und durch unseren Multimedia-Guide ergänzt werden. Dieses Buch soll dazu beitragen, die Kunstwerke in neuer Perspektive auf verständliche Weise zu erklären – als Vertiefung für zu Hause und als Anregung dafür, die Originale im Museum zu betrachten! Wir wünschen Ihnen einen anregenden Besuch, inspirierende Erkenntnisse und intensive ästhetische Erfahrungen.

 

Auszug aus: Remix. Die Sammlung, hrsg. von Eva Fischer-Hausdorf, Christoph Grunenberg und Dorothee Hansen, Köln 2020, S. 7f.

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Die Kunsthalle Bremen inszeniert ihre ausgezeichnete Sammlung mit Werken von Albrecht Dürer bis James Turrell neu. Nach dem angesagten Motto „Remix“ zieht das Bremer Kuratorenteam alle Register: Sie erzählen eine Geschichte der Kunst und setzen mit zentralen ...

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